Totaler Realismus und Peinliche Poesie II
Auswahl der Gedichte
Wie bringt man eine Diktatur mit Gedichten zu Fall? Egon Bondy und Ivo Vodseďálek haben es versucht.
Ivo Vodseďálek (1931–2017) hat in den 1950er Jahren gemeinsam mit Egon Bondy und Jana Krejcarová eine der ersten Samizdat-Editionen herausgegeben, die Edition Půlnoc (Mitternacht). Die meisten Bände erschienen in nur vier Stück.
In dieser stalinistischen Zeit entwickelten Vodseďálek und Egon Bondy poetische Stile, die in Opposition zum damals einzig erlaubten Sozialistischen Realismus standen: den Totalen Realismus und die Peinliche Poesie.
Vodseďáleks Gedichte, die erst nach der Wende 1989 in Buchform veröffentlicht werden konnten, sind sehr lustig, wenn auch oft mit einem bitteren Beigeschmack. Sie sind heute besonders aktuell, und zwar nicht nur aufgrund des ungebrochenen russischen Imperialismus, der 1950 mit einer ähnlichen Rhetorik gearbeitet hat wie heute, sondern auch deshalb, weil sich in Vodseďáleks Gedichten auf eigenartige Weise die zeitgenössische westliche Gesellschaft spiegelt: Einerseits war der Sozialistische Realismus, den Vodseďálek aufs Korn nimmt, zutiefst "gesellschafts-politisch engagiert" und erfüllte also vieles von dem, was heute von ernstzunehmender Kunst verlangt wird. Andererseits hat Vodseďálek seine ironisch-idyllischen, peinlichen, total realistischen Gedichte ab den 1970er Jahren zunehmend in Westdeutschland (oder Österreich) verortet und mit einem Feindbild gespielt, das von den kommunistischen Machthabern gepflegt wurde.
Die Übersetzung wurde durch ein Stipendium des BMKÖS gefördert, die Gesamtherstellung durch das Kulturministerium der Tschechischen Republik.
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Ivo Vodseďálek: Am Esstisch – Totaler Realismus und Peinliche Poesie II
ausgewählt, übersetzt und mit Nachwort versehen von Ondřej Cikán
illustriert von Josefine Schlepitzka
Tschechisch / Deutsch
1. Dezember 2023 / Kētos Band 26
Hardcover mit Fadenbindung und Lesebändchen
192 Seiten
EUR 25 / CZK 390
ISBN: 978-3-903124-26-4