16.04.2021

Ondřej Cikán: Mein Liebling ist Gewölk

Liebesgedichte und Mikroromane





Kann zeitgenössische Dichtung Liebe und Zärtlichkeit ausdrücken? Sie kann. Kann zeitgenössische Dichtung Spaß machen? Sie kann. Denn die Muse verlangt nach Versen, die wahr sind wie das rastlose Meer, nahrhaft wie die Milchstraße und atemberaubend wie Tränen der Freude. Guten Morgen, Raserei! Guten Morgen, Finsternis!

Ondřej Cikán wurde 1985 in Prag geboren, lebt seit 1991 in Wien und schreibt vor allem auf Deutsch. Sein abwechslungsreicher Band "Mein Liebling ist Gewölk" enthält neben Liebesgedichten zwei unterhaltsame Liebes-Mikroromane, die jeweils H.C. Artmann und Wolfgang Bauer gewidmet sind.

Besonders schön sind Cikáns assoziative, modern epische Langgedichte ("Zonengedichte") "Finsternis" und "Tote Sprache". Das Zonengedicht ist ein tschechisches Genre, das Cikán für das Deutsche adaptiert hat, vgl. die Angaben zu Cikáns "Blühende Dämonen". 

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Gefördert durch die Stadt Wien und das BMKÖS.

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Ondřej Cikán
Liebesgedichte und zwei Mikroromane ("Poliphilo und Thirsa", "Johann ist der Schäfer")
herausgegeben, illustriert und mit Nachwort versehen von Josefine Schlepitzka
2021 / Kētos Band 21
123 Seiten
Hardcover mit Fadenbindung
EUR 22 / CZK 320

ISBN: 978-3-903124-21-9


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Leseprobe:

Ich baue dir ein Boot aus ungefällten Zedern,
Das wie ein Hauch in Moll die Unterwelt durchrauscht.
Der Blitz auf deinem Schoß wird Tropenwinde ädern,
Bis er sie für Granit der Himmelspole tauscht.

Dann wird dein Hauch mein Herz in grober Körnung finden,
Dann taucht dein Hauch mein Herz in schwere Wasser ein,
Dann gibts in unsrer Nacht nichts mehr, kein Lichterblinden
Und keine Regung eines Dorns in einem Rosenhain.

Dann bind mich an den Mast mit unverstopften Ohren,
Flecht meinen Leib ins Rad und dreh nicht mehr daran,
Bis Schweigen, Stille, Nichts mein Trommelfell durchbohren,
Und deines Wortes Klang nicht mehr entweichen kann.